Storytelling inszeniert
in der Unternehmenskommunikation Imagegewinne und Call-to-Action-Kampagnen. Ein Blick auf eigene Erlebnisse, die in Verbindung mit Lernschritten das Fenster für Anwendungschancen dieser ergänzenden Textsorte öffnen.

Geschichten erzählen
Wo ganze Assoziationsuniversen aus dem Nichts die Gedanken bebildern, ein persönliches Erlebnis die Quelle für unzählige Versionen nachträglicher Überlieferungen besprudelt oder Comicwelten beim Austausch mit Gleichgesinnten sämtliche Wortschatztresore sprengen. Storytelling. Faszinationskräfte im langzeitgedächtnisverbleibenden Format.

Balthasar
«Wie muss man für Kinder schreiben?» Die Autorin einer Kinderbuchlesung im Schiffbau Zürich empfiehlt dem Publikum: «Wie für Erwachsene, nur besser». Kurz zuvor fragt mich meine Tochter das erste Mal, ob ich wirklich das erzähle, was da mit den ihr noch unbekannten Buchstaben steht. Gut kombiniert. Ich bestätige, dass ich jede Seite des Buches «Das Grüffelo-Kind» in Verbindung mit den detailfeinen Illustrationen laufend in eine ganzheitliche Version ausbaue. Sie ist mit diesem Konzept einverstanden. Der ältere Bruder lächelt. Anschliessend schauen wir alle das Musikvideo «Loser» von Beck, essen meine selbst erfundenen Omeletten und ich fasse den Entschluss, ab sofort frei, ohne jeden Plan die erstaunliche Geschichte von Balthasar, dem Blutegel zu starten. Der träumt von Ferien. Wir kennen Balthasar vom Quartierteich und stellen ihm nach dem Erzählungsstart bei den Spaziergängen Fragen wie: «Wie war’s in Bischkek?»

Barrow
Der Flugplatz der nördlichsten Stadt in Alaska, heute Utqiaġvik genannt, erfreut mich mit seiner kompakten Grösse. Die Erklärungen des Bustour-Chauffeurs lassen die Köpfe der Besucherinnen und Besucher von links nach rechts und wieder zurückschwingen. So halswindend fühlen sich vermutlich die mittig sitzenden Tribünengäste beim Tennisturnier in Wimbledon. Dann fragt der Chauffeur den einen nervösen Touristen beim Halt neben einer dösenden Eisbärengruppe, was er an der Bustür wolle. Mit weit aufgerissenen Augen verstehen wir im Bus, dass der Baseball Cap-Mann beabsichtigt, mit ein paar knusprigen Close-ups seine Snapshot-Sammlung anzureichern. Der Chauffeur scheucht ihn mit Informationen über Geschwindigkeit und Fleischhunger des weltweit grössten Landraubtiers auf seinen Sitz zurück. Später beeindrucken mich der Blick in eine kühlschrankersetzende Permafrost-Grube bei einem Wohnhaus, das Dinner in der einzigen Pizzeria und der Polartag mit der verwirrenden Helligkeit der Mitternachtssonne, die nicht unter den Horizont sinkt.

Bilal
Hoher Puls, gesteigerte Backenhauttemperatur und Schnappatmung. Ich schreite durch den Eingang des Musée de la Bande Dessinée in Angoulême. Enki Bilal selber ist nicht da, aber seine Ausstellung während des Comicfestivals erfasst mich bis ins Knochenmark. Der legendäre Comiczeichner fordert alle meine Erfassungsfähigkeiten heraus – vor allem die Alexander-Nikopol-Trilogie. Handlung, Farben, Charaktere, Gebäude, Maschinen und der zweite Band «Die Frau in der Zukunft». Diese düstere Eleganz dehnt meine Eloquenz in nachfolgenden Diskussionen mit anderen Comic-Aficionados.

Storytelling
Meine Erfahrung zeigt, dass es diese intensiven Erlebnisse und Begegnungen sind, welche wahre Inspirationslawinen entketten. Ob mit Erinnerungspräzision oder Sofortnotizen – diese Fragmente kreieren im gemeinschaftlichen Workshopprozess Ausgangspunkte von Geschichten, die bei Zielgruppen das Aufmerksamkeitsfeuer entfachen.

Keine Magie
Oder schier unfassbare Kreativitätskraft. Eher der Mix aus Methode, Selbstvertrauen und dem erfrischenden Wagemut, mit jedem Wort und Satz den eigenen Feinschliff-Prozess zu beginnen. Absolut empfehlenswert für Unternehmerinnen und Unternehmen, die gerne kommunizieren und im schriftlichen Bereich furchtlos Akzente planen.

Maurice Codourey
CEO UNIT X GmbH – Agentur für Neurokommunikation, Kursleiter für Textstrategien und Prüfungsexperte texterin-texter.ch
codourey@unit-x.ch