Story des Monats: Verstehen kann man das Leben nur rückwärts, …

Story des Monats: Verstehen kann man das Leben nur rückwärts, …

… leben muss man es vorwärts*

 

Plötzlich ist alles anders:
Mobility statt eigenes Auto, Rollkorpus statt eigenes Pult. Das Bild der Liebsten auf dem Bürotisch ist Vergangenheit. «Evolution of Work», erzählt multimedial im Raum über den Wandel unserer Arbeit.

 

Sky Key in Zürich Oerlikon
Die Zurich Versicherung baut «ein neues Wahrzeichen in Zürich Norden ‐ und ein Schlüssel zu mehr Nachhaltigkeit und Energieeffizienz» für rund 2’400 Mitarbeitende – mit Desk Sharing, reduzierten Parkplätzen und Mobility‐Angebot. Mitarbeitende müssen viel Liebgewonnenes und Privilegien loslassen. Ein grosser Wandel, ein Change Prozess, den nicht alle gleich himmlisch finden. Und eine grosse Herausforderung für die begleitende Kommunikation ‐ die Projektleiterin Luzia Schuler entschied sich deshalb auch für ungewöhnliche Massnahmen.

 

Grosser Bogen auf einen Blick
Der Erfolg der Zurich Versicherung ist auch ihr stetiger Wandel. Kutschentransporte waren noch die Regel, als die Firma plante die ersten Schreibmaschinen anzuschaffen. Wie viel Wandel die Mitarbeitenden vom raumfüllenden IBM Computer bis zum schicken Laptop erlebten, geht rasch vergessen. Auch wie Zurich‐Mitarbeitende mit ihrem VW Käfer in die Ferien nach Italien fuhren und welcher Stiefelabsatz gerade Mode war, als die alte hölzerne Telefonzentrale im Hauptsitz stillgelegt wurde.

 

Die Geschichte dieser Arbeitswelt soll mit Bildern, Objekten und Headlines im 20 Meter hohen Entrée der Zurich Versicherung erzählt werden und so auf einen Blick lesbar sein. Wie immer die Zukunft wird, sie wird nicht stehen bleiben und auch die gute alte Zeit war nichts als Wandel. Wen beim Apéro im Entrée oder im Vorbeigehen einen solchen Gedanken streift, wird seine Arbeitssituation zusätzlich in einer neuen Perspektive sehen.

 

Alles ist erlaubt
Natürlich ist auch bei einem kreativen Projekt nie alles erlaubt. Es gibt viele Sicherheitsauflagen, die – besonders in einer Versicherung – zu berücksichtigen sind. Trotzdem, die Geschichte im Grossen zu erzählen, gelang mit grosszügigem Denken und Mut der Projektleiterin, und dank dem ausserordentlichen Einsatz vieler Beteiligter ‐ und mit viel Liebe zum Detail. Denn jede grosse Erzählung muss Tiefe haben. Wir haben authentisch erzählt, von realen Menschen und ihrer Arbeit.
Mit realen Objekten und recherchierten Dokumenten. Dabei war wirklich alles erlaubt: Fakten sammeln, fabulieren, zitieren, ein bisschen Wahrsagen und Ungewohntes kombinieren. Auch neu für das Projekt gestaltete Montagetechniken und viel Vertrauen im Umgang mit historischen Objekten machten Ungeahntes möglich. Es hat sich gelohnt.

 

Das Riesending kommt an
Die Story ist ein Eyecatcher aus verschiedenen Perspektiven. Ob vom Foyer oder Obergeschoss, von der Vergangenheit oder der Zukunft, chronologisch oder thematisch, dank der Installation im Raum bietet sie überall einen Einstieg. Jede Person kann die Geschichte durch Wahl der Reihenfolge und Auswahl der Themen für sich selbst mitgestalten. Wir regen zum Denken an und verzichten auf die Bewertung zukünftiger Arbeitsumgebungen. Das Riesending im Foyer kommt bei den Mitarbeitenden gut an. Es bietet Raum für Gespräche über nicht alltägliche Themen. Ein paar Monate später naht bereits ein grosser Umzugstermin; die einen ziehen ins neue Sky Key Gebäude, andere in Zwischennutzungen. Die Ausstellung ist unterdessen Vergangenheit und die damalige Zukunft schon Gegenwart geworden. «Verstehen kann man das Leben nur rückwärts, leben muss man es vorwärts» haben wir Kierkegaad in der Ausstellung zitiert.

 

*Kierkegaad
Bilder: © Gina Moser, Ausstellungsdesign.

 

Gina Moser, Ausstellungsdesign, www.ausstellungs-design.ch

Gina Moser setzt Stories in Ausstellungen um.