Unsere Nachbarschaft funktionierte vorbildlich in Sachen Kommunikation und Hilfsbereitschaft: vom Informieren aller Betroffenen, zum Wasserschöpfen, hin zur Plauderei, während man barfuss durch das Wasser watete und dabei Witze riss von wegen gratis Kneippkur und so.
Das Wasser liess sich davon nicht beeindrucken. Als es mehr wurde, beschloss ich, die Feuerwehr zu rufen. «Es tut mir leid, es geht NICHT um Leben und Tod. Wir haben bloss Wasser, ABER es steigt.» Der Disponent war freundlich und versprach, jemanden zu schicken. Wir schöpften weiter.
Irgendwann konnte man aus der Ferne eine Sirene hören, immer lauter, bis sie schliesslich vor unserem Haus verstummte. «Jesses, sie sind gekommen!» Wir schauten einander an und flitzten zur Türe. Und tatsächlich, da standen sie: zwei prächtige Feuerwehrmänner der freiwilligen Feuerwehr Zürich, Stützpunkt Höngg!
Uns kam es vor wie Weihnachten. Unsere Freude war riesig, unsere Augen leuchteten, wie Kinder scharten wir uns um den Weihnachtsmann, äh um die beiden. Die beiden waren cool, schauten sich um, lachten verschmitzt und fingen sofort mit der Arbeit an: Wasser abpumpen.
Wir hingegen hatten einfach unbändige Freude! Nie hätten wir gedacht, dass die Feuerwehr uns beehren würde. Da Draussen tobte schliesslich das Wasser und verursachte ganz andere Probleme, die in unseren Vorstellungen viel eher der Hilfte einer Feuerwehr bedurften.
Die beiden Männer arbeiteten konzentriert und ich konnte nicht anders und nutzte die Gelegenheit, aus erster Hand Relevantes zu erfahren: «Wie ist es so bei der Feuerwehr? Haben die Stiefel Stahlkappen (nachdem der Gullideckel auf dem Fuss des einen Feuerwehrmannes landete)? Müssen sie morgen normal zur Arbeit? Möchten sie einen Kaffee oder Bier (alle prusteten los, natürlich ging Alkohol gar nicht!)?»
Die beiden hatten Freude. Das war unverkennbar. Vielleicht fühlten sie sich gebauchpinselt. Vielleicht hatten sie Freude, weil wir solche Freude hatten. Weil die Feuerwehr UNSER Freund und Helfer war. Und wir fast ein bisschen besorgt waren, dass sie morgen wieder normal zur anderen Arbeit fahren mussten. Obwohl die Nacht wegen weiterer Einsätze noch etwas länger dauern würde.
Als das Wasser schliesslich besiegt war, war unser Dank noch grösser. Die beiden lachten bescheiden: «Uns macht diese Arbeit Spass und wir freuen uns, wenn wir helfen können! Es war uns eine Freude, mit Sirene und Blaulicht von Höngg nach Witikon zu fahren.» Dann verschwanden sie in der dunklen Nacht. Ohne Sirene und Blaulicht.
Zurück blieben wir. Verträumt unseren Gedanken nachhängend. DAS ist der Stoff, aus dem grosses Kino und Romane gemacht werden. Star Wars, Harry Potter, Pretty Woman, Vom Winde verweht, Herr der Ringe, Avatar, Die Matrix, Kleine Ente, Freiwillige Feuerwehr Zürich: Diese Geschichten packen uns!
Denn darin befinden sich Hindernisse, Rückschläge, Dramen, Träume und deren Verwirklichung. Wir erleben Liebe, Mut, Ehre, Treue, Schutz der Familie, Wiederherstellung von Gerechtigkeit. Filme und Bücher hin oder her: Die Helden sind unter uns! Sie sind mit uns. Wir sind Helden. Jeden Tag (er)leben wir unseren eigenen Lebensfilm voller Emotionen, Spannung, Tragödie, Drama. Besser als jeder Blockbuster. Es ist unser Leben, das die Vorlagen für unsere Geschichten liefert. Unsere Herausforderungen und deren Bewältigungen sind zahlreich – im Beruf als auch im Privatleben.
Ich nutze mein Leben als Quelle für meine inspirierenden und motivierenden Geschichten. Und generiere Aha-Momente für mein Publikum. Echt, glaubwürdig und als Mensch. Dieses Mal mit meinen Feuerwehrmännern!
Anhand der Heldenreise können Sie Ihre eigenen Geschichten entwickeln. Vereinfacht besteht sie aus 5 Etappen:
- Ruf des Abenteuers
- Aufbruch ins Unbekannte
- Weg der Prüfungen
- Eroberung des Schatzes
- Rückkehr mit dem Schatz.
Angelehnt an Joseph Campell und Christopher Vogler.